Niederlande
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bullet Literatur

Blankenburg, Erhard, Richter und Rechtsanwälte in den Niederlanden und in den beiden deutschen Staaten, KritV 1992, 265; de Groot, Gerard René, Die juristische Ausbildung in den Niederlanden, JuS 1976, 763; Henke, Udo, Die niederländische Anwaltschaft im Jahre 1994, in AnwBl 1995, 359; Hirte, Heribert/Mock, Sebastian, Die Juristenausbildung in Europa vor dem Hintergrund des Bologna-Prozesses, in: JuS Beilage 12/05 S.3 ff; Schöbel, Heino, Blick über den Zaun - Aspekte der Juristenausbildung europäischer Nachbarstaaten, BayVBl 1991, 328;

 
bullet Hochschulstudium

 
bullet Zugang

Um eine niederländische Hochschule besuchen zu dürfen, braucht man einen Abschluss einer weiterbildenden Schule, ähnlich dem deutschen Abitur. Wenn man als Deutscher in den Niederlanden studieren will, wird das Abitur anerkannt. Pro Jahr müssen 1445 € Studiengebühren bezahlt werden.

Informationen für deutsche Studienbewerber an der Universität Maastricht.
 
bullet Studienplan

In den Niederlanden haben sich alle Universitäten an das Bologna Modell angepasst. Danach ist das Studium in zwei Abschnitte geteilt, einen dreijährigen Bachelor und einen Master, der je nach Ausgestaltung ein oder zwei Jahre dauert.

Im Bachelorstudium werden in den ersten beiden Semestern die Grundzüge des Privatrechts, Staatsrechts und Strafrechts sowie teilweise Rechtsgeschichte und Europarecht gelehrt. Schon im zweiten Jahr beginnen die Studenten sich zu spezialisieren. Sie können je nach Universität wählen zwischen drei bis fünf verschiedenen Bachelors, z.B. Niederländisches Recht, Steuerrecht, Strafrecht, Internationales und Europarecht, Notarrecht,... . Im zweiten Jahr gibt es dann nur noch wenige gemeinsame Veranstaltungen und im  dritten Studienjahr hören die Studenten nur noch Vorlesungen in ihrem Spezialgebiet.

Zwischen den einzelnen niederländischen Universitäten gibt es Unterschiede bezüglich der Einteilung der Vorlesungs- und Prüfungszyklen. Neben Universitäten, wie die Universität Tilburg, die ein akademisches Jahr in zwei Semester mit jeweils anschließenden Prüfungen einteilen, wird beispielsweise an der Law School der Universität Maastricht nach einem „Periods-System“ gelehrt. An der Universität Maastricht dauert jede „Periode“ etwa 1,5 bis 2 Monaten mit anschließender „examination week“.

Beispiel für Bachelorprogramm der Law School der Universität Maastricht.
Beispiel für
Bachelorprogramm an der Universität Tilburg.

Weitere Links:

Universität Maastricht
Universität Utrecht;
Universität Amsterdam;
Freie Universität Amsterdam;
Universität Rotterdam;
Universität Nijmegen;
Universität Groningen;
Universität Leyden;
Universität Tilburg
 
bullet Studiendauer

Das Studium bis zum Bachelor dauert drei Jahre, das Masterstudium dann noch einmal ein oder zwei Jahre.

bullet Didaktik

In den Niederlanden gibt es vor allem "klassische" Vorlesungen. Zu fast jeder Vorlesung gibt es aber auch unterstützend Arbeitsgemeinschaften, in denen in kleinen Gruppen anhand von Fällen der Stoff vertieft wird und für die auch von den Studenten intensive Vorbereitung erwartet wird. Neben Vorlesungen auf Niederländisch, werden an den meisten Universitäten Vorlesungen in englischer Sprache angeboten. Studiengänge mit einem „Landesbezug“, beispielsweise „Dutch Law“ oder „Tax Law“ werden generell in Niederländisch gehalten, während europäische oder internationale Studiengänge, wie beispielsweise „European Law“ in englischer Sprache gelehrt werden.

bullet Studienbegleitende Prüfungen

Siehe hierzu auch unter „Studienplan“.

Am Ende jedes Semesters müssen Prüfungen über den Stoff der Vorlesungen abgelegt  werden. Diese sind in der Regel in Form von Klausuren, in Ausnahmefällen auch als Hausarbeit oder mündliche Prüfung gestaltet.

Nachfolgend finden Sie einige Klausurtexte, die so an der Universität Utrecht gestellt wurden (pdf-Format).

Klausur im Handels- und Gesellschaftsrecht und Lösung;
Klausur zum Recht des geistigen Eigentums;
Klausur zum Insolvenzrecht April 2003;
Klausur zum Insolvenzrecht Dezember 2003

bullet Art der Abschlussprüfung

Eine gesonderte Abschlussprüfung zum Erwerb des Bachelors gibt es nicht. Vielmehr müssen auch am Ende des dritten Studienjahres die Prüfungen in den Fächern des aktuellen Semesters abgelegt werden.

bullet Ausbildungszeitschriften

Die bedeutendste niederländische Ausbildungszeitschrift ist ars aequi mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren und einem Umfang von ca. 75 Seiten.

bullet kommerzielle Lehrangebote

Es sind keine kommerziellen Lehrangebote bekannt.

bullet Spezialisierungsmöglichkeiten

Das niederländische Jurastudium ist von vorneherein sehr spezialisiert. Bereits ab dem zweiten Studienjahr besuchen die Studenten fast nur noch Vorlesungen in ihrem Spezialgebiet, und das dritte Studienjahr ist dann völlig dem Spezialgebiet gewidmet. Dementsprechend gibt es auch keinen allgemeinen Abschluss, sondern Bachelors in verschiedenen Spezialgebieten, z.B.  drei bis fünf verschiedenen Bachelors, z.B. Niederländisches Recht, Steuerrecht, Strafrecht, Internationales und Europarecht, Notarrecht,... An manchen Universitäten können vorgerückte Bachelorstudenten auch schon Vorlesungen aus dem Masterbereich besuchen und sich so noch weiter spezialisieren.

bullet Auslandsbezug

An allen Universitäten können Veranstaltungen im Europarecht besucht werden, teilweise gibt es spezielle Bachelors im Europäischen und Internationalen Recht. Außerdem hat jede Universität Partneruniversitäten im Ausland, an denen Auslandssemester verbracht werden können.

Link: Universität Maastricht
 
bullet Praxisbezug

Für die meisten Bachelors gibt es keine Pflichtpraktika. Allerdings gibt es die Möglichkeit, durch Praktika Studienpunkte zu erwerben und damit Vorlesungen in Wahlfächern zu ersetzen.
 

bullet Vertiefungsstudien

Für die erfolgreichen Absolventen eines Bachelor Studienganges besteht die Möglichkeit einen Master zu machen. Allerdings schließen die Masterstudiengänge häufig direkt an einen speziellen Bachelor an und verlangen entsprechendes Vorwissen, so dass häufig nur die Möglichkeit besteht, sich in eigenen Spezialgebieten noch weiter zu spezialisieren. Andere Masterstudiengänge können dagegen ohne fachspezifische Kenntnisse belegt werden, so dass diese allen Studenten offen stehen. Jede Universität bietet c.a. 5-9 Masterstudiengänge an, z.B. Internationales Recht, Europarecht,  Notarrecht, Niederländisches Recht, Steuerrecht, Strafrecht.

Innerhalb eines solchen Gebietes gibt es dann häufig noch die Möglichkeit eine Spezialrichtung zu wählen oder auch frei zwischen verschiedenen Fächern zu kombinieren. Es muss lediglich eine bestimmte Anzahl von Studienpunkten gesammelt werden. Diese Studienpunkte werden durch Prüfungen über die einzelnen Fächer erworben, eine zentrale Abschlussarbeit besteht nicht.

Zu beachten sind die unterschiedlichen Gebühren („Tuition“) für die jeweiligen Master-Programme, beispielsweise Master in International and European Economic Law oder ein Master an der European Law School.

bullet Berufszugang
 

bullet Anwaltschaft

Der Weg in die Anwaltschaft führt in den Niederlanden über eine dreijährige Ausbildungszeit. Diese wird unter der Aufsicht eines erfahrenen Anwalts (Patroon) abgeleistet. Dabei wird man gleich zu Anfang als Anwalt vereidigt und kann schon selbständig vor Gericht auftreten. Parallel müssen die angehenden Anwälte Kurse über Prozessrecht, Vertragsgestaltung und praktische Techniken wie das Verfassen bestimmter Schriftsätze besuchen, die allerdings insgesamt über 3500 € kosten. Am Ende der dreijährigen Ausbildungszeit wird der fertige Anwalt häufig von seinem Ausbilder übernommen, da er schon gut in die Kanzlei eingearbeitet ist. Allerdings wird er im Normalfall erst einmal durchschnittlich 6 Jahre als "Medewerker" (Mitarbeiter) angestellt, bevor er zum Partner in der Kanzlei werden kann.

Link: Niederländische Anwaltskammer (Orde van Advocaten)

bullet Öffentliche Verwaltung

 
bullet Richterschaft

In den Niederlanden kann man auf zwei verschiedenen Wegen Richter werden. Der erste steht jungen Universitätsabsolventen offen. Dieser besteht aus einer vier Jahre dauernden Ausbildung innerhalb der Richterschaft und weiteren zwei Jahren in einem anderen juristischen Tätigkeitsfeld.

Der zweite Weg steht Juristen mit mindestens sechs Jahren Berufserfahrung in anderen Feldern offen, also vor allem Anwälten. Diese können sich als Quereinsteiger auf Richterposten bewerben. Dafür müssen sie sich zunächst in einem Gespräch mit einer Vorauswahlkommission als geeignet erweisen. Danach müssen die Kandidaten mehrere schriftliche und praktische Tests und ein Gespräch mit einem Psychologen absolvieren, bevor noch ein Gespräch mit der Auswahlkommission folgt. Bereits am Tag nach diesem Gespräch bekommen die Kandidaten mitgeteilt, ob sie genommen wurden.

Link: niederländische Richterschaft

bullet Notariat

Um in den Niederlanden Notar zu werden, muss man schon an der Universität die Spezialisierung Notarrecht wählen. Danach muss man bei einem Notar eine sechsjährige Ausbildung absolvieren. Während der ersten drei Jahre findet parallel noch theoretischer Unterricht statt, der vom Notarverband organisiert wird. Nach diesen sechs Jahren ist man offiziell Notar-Kandidat, das heißt man kann von der Königin zum Notar ernannt werden. Da aber die Zahl der Notare, die in den Niederlanden tätig sein dürfen, gesetzlich beschränkt ist, muss man erst einmal als angestellter Notar arbeiten, hat aber schon die vollen Befugnisse eines Notars. Nach sechs Jahren Berufserfahrung kann man sich auf einen Stelle als selbständiger Notar bewerben.

Link: Königliche notarielle Berufsorganisation